ScrumButs – Impediments und logische Konsequenz zugleich

Wie bei allen Veränderungen, benötigt auch die agile Transition einen Rahmen und seine Zeit. Dem japanischen Shu Ha Ri entsprechend werden die anfänglich sehr strikte Regeln von agilen Methoden wie Scrum – die Struktur und Orientierung vorgeben – in Relation zum Reifegrad nach und nach aufgelöst und angepasst. Erst die verinnerlichten Prinzipien und Ideen von agilen Methoden, das entwickelte agile Mindset macht die volle Entfaltung der Vorteile agilen Arbeitens möglich. Dabei sind die sogenannten ScrumButs Impediments und logische Konsequenz zugleich.

Warum ScrumButs

Aus unterschiedlichen und oft auch nachvollziehbaren Gründen, entscheiden sich manche Teams und Firmen manchmal dazu, das Shu oder Ha zu überspringen, eventuell ohne die Grundlagen verstanden und verinnerlicht zu haben, um möglichst gleich im Ri zu starten. Das heißt, dass sie das gewählte Framework direkt an die aktuelle Situation im Unternehmen anpassen. ScrumButs haben oft folgende Form – daher auch der Name:

„Wir nutzen Scrum, ABER weil dies&das bei uns (nicht) gegeben ist, haben wir XY angepasst/abgeschafft.“

Ob diese Anpassung aber dafür sorgt, dass aus Scrum einfach nur Murcs wird oder das volle Potenzial einer Organisation dadurch erst entfaltet wird, hängt immer vom Kontext ab.

ScrumButs und die Konsequenzen

Im Agilen Manifest steht doch, dass Tools, Prozesse und Strukturen immer den eigenen Bedürfnissen angepasst werden sollten und nicht andersrum. Warum gilt das dann nicht bei der Einführung und Anwendung von Scrum o.ä. Methoden und Frameworks? Zudem zeigt die Praxis, dass trotz dieser Anpassungen schnell Verbesserungen, also Quick-Wins eintreten oder Low Hanging Fruits „geerntet“ werden können.

Das mag auf den ersten Blick richtig sein und kann genau deshalb ein Problem darstellen. Hier geht es um den Auftakt, den Grundstein für einen Veränderungsprozess. Fehlt das Wissen, die Erfahrung und das Verständnis, warum eine Regel, ein Tool oder Prozess existiert, dann werden eventuell Anpassungen vorgenommen, ohne die Auswirkungen wirklich abschätzen oder berücksichtigen zu können. Diese Veränderungen haben oft Seiteneffekte, die ungeübt nur schwer zu überblicken sind.

Der voreilige Sprung von Shu nach Ha  oder gar Ri nimmt den Menschen, den Teams und der Organisation die Zeit, um zu üben, zu lernen und die Prinzipien und Werte zu verstehen und zu verinnerlichen. Oft verhindert dies, dass Entscheidungen bewusst unter Berücksichtigung der Konsequenzen getroffen werden. Der Weg zur agilen Meisterschaft wird dadurch deutlich erschwert oder gar verhindert.

Nicht selten wird dann nach einem gescheiterten Agilisierungsversuch die Methode an sich verantwortlich gemacht und nicht beleuchtet, was tatsächlich (nicht) funktioniert hat und was die Ursachen waren.

Agile Methoden und Frameworks, die unterschiedliche Rituale und Artefakte mitbringen, geben vor allem zu Beginn der Transition Sicherheit. Sie selbst sind aber nur Hilfsmittel und Tools, die die Agilität unterstützen. Das nutzen von Tools, das Kleben von bunten Zetteln etc. macht aber noch kein Unternehmen agil! Es geht um eine Paradigmenwechsel, um eine innere und äußere Haltung! Agiles Arbeiten bedeutet Kooperation, Vertrauen, Offenheit und Diskurs.

ScrumButs als bewusste Ausnahmen

Auf der anderen Seite gibt es durchaus Gründe, warum Abweichungen tatsächlich unvermeidbar sind. So kann das Unternehmen eventuell nicht den idealen Rahmen bieten, um die Vorgaben 1:1 umzusetzen. Möglicherweise fehlen einfach Mitarbeiter, um die Rollen zu besetzen oder es gibt andere strukturelle oder prozessuale Hindernisse. Es bleibt nichts anders übrig, als mit den Gegebenheiten umzugehen, sie gleichzeitig aber als Impediment, also ein Hindernis, anzuerkennen – bewusste ScrumButs also. Zudem sollten mögliche Auswirkungen und Seiteneffekte untersucht und abgewägt werden. Diese Impediments müssen bewusst sein und bleiben, transparent gemacht werden und möglichst schnell und regelmäßig reviewed und beseitigt werden.

ScrumButs als Konsequenz

Eine andere Möglichkeit ist natürlich, dass ein Unternehmen bereits so weit gereift, im Ri angekommen ist, dass es bereits die Fähigkeit hat, zu experimentieren und bewusst Veränderungen und Anpassungen voranzutreiben, eine lernende Organisation zu werden bzw. zu bleiben und agil zu agieren. Die Anpassung von Tools, Prozessen, Strukturen etc. ist sogar stets nötig, damit sich das Unternehmen auch in der Zukunft kontinuierlich weiterentwickeln, verbessern und überleben kann.

ScrumButs werden also mit dem Voranschreiten der agilen Transition nicht nur wahrscheinlich sondern wahrscheinlich sogar unabdingbar!

Ein paar Beispiele

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